Tilman Steiner

Die Anschauung der Welt

Die Vernunft der Schönheit und die Unvernunft der Rationalität

488 Seiten
gebunden mit Schutzumschlag
13,7 x 21,7 cm  


10,00 € (D) / 10,30 € (A) inkl. MwSt.
ISBN 978-3-95890-032-5

Ein faszinierend neues Modell der Evolution

Ein Gegenentwurf zu unserem  rationalen Weltbild – eine neue Sicht auf die Welt und unsere Zukunft
 
Seit Menschengedenken suchen Forscher, Künstler, Philosophen und Naturwissenschaftler nach der Weltformel, der »Formel aller Formeln«, die erklärt, wie die Welt entstanden ist und was sie im Größten und im Kleinsten zusammenhält. Immer tiefer dringen Physiker in die Geheimnisse des Universums ein, immer mehr Erkenntnisse tragen zu einem immer detaillierteren Bild und zu immer größerem Wissen bei. Das Ergebnis aller Anstrengungen: Wir wissen immer mehr über die Evolution.
 
Tilman Steiner verfolgt einen anderen Ansatz. Je mehr wir wissen, desto mehr neue Fragen tun sich auf. Der Autor sieht die Antwort auf die großen Fragen der Evolution in vier Grundprinzipien, die einander bedingen und ohne die die Evolution nicht möglich gewesen wäre: Kreativität, Polarität, Attraktivität und Reflexion. Das bezeichnet er als die Vernunft der Schönheit. Mit unserer Zivilisation kommt schließlich die Rationalität ins Spiel, die die Ausgewogenheit dieser vier Grundprinzipien zerstört und die Menschheit an den Scheideweg bringt, an dem sie heute steht. Es geht Tilman Steiner in seiner Betrachtung um einen Gegenentwurf zu unserem rationalen Weltbild und um ein neues Denken und Handeln, damit die Schönheit der Welt auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt. Ein wunderbares, opulentes, von bewegenden Themen, Informationen und Gedanken sprudelndes Buch, das seine Quellen tief auslotet
  • Ein fesselndes Gedankenexperiment an den Schnittstellen von Philosophie und Physik
  • Inspirierende neue Antworten auf die Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält
  • Medienarbeit in Kultur- und Wissenschaftsmagazinen
  • Lesereise des Autors

»Die Rationalität frisst ihre Kinder.«  Tilman Steiner im Gespräch

Der originelle Gedankenpfad Ihres Buchs geht davon aus, dass sich die Weltformel besser in Worten als in Zahlen finden lässt. Die Physiker sagen: Die einsteinsche Relativitätstheorie und die Theorie der Quantenmechanik passen nicht zusammen, können also beide nicht gleichzeitig richtig sein, obwohl jede ihre innere Schlüssigkeit aufweist. Eine in mathematischer Logik und Form dargestellte Weltformel ist vermutlich bei unserem zwischen Chaos und Ordnung oszillierenden Universum, in dem alles mit allem zusammenhängt, nicht zu finden. Daher helfen die Mittel der Sprache weiter, sich dem Grundgesetz der Natur anzunähern. In »Die Anschauung der Welt« geht es Ihnen um nichts weniger als um eine Denkvorstellung zu den Grundlagen der Evolution. Das gefundene Erklärungsmodell fasst die vier Prinzipien zusammen, auf die sich tatsächlich alles rückbeziehen lässt: Kreativität, Polarität, Attraktivität und Reflexion. Gäbe es die Kreativität nur als das geheimnisvolle Prinzip von vorwärts drängender Kraft, würde die Evolution vor sich hin wuchern wie ein Geschwür. Jeder neue Schritt braucht also ein Gegengewicht, die Balance der Polarität, aus der sich in einer attraktiven Verbindung alles entwickelt, aus plus- und minusgeladenen Teilchen das Atom oder aus der Paarung der Eltern die Kinder. So hält die Attraktivität physisch und psychisch alles zusammen, lässt alles wachsen und gebiert in Natur und Kunst Lebendigkeit und Schönheit – letztlich der Schlüssel der Evolution. Wie wir mit unserer Reflexion dieses Werden der Welt spiegeln, sehe ich als viertes Prinzip, weil es uns mit unserem Bewusstsein und dem archaisch geprägten Unterbewusstsein in die Evolution eingreifen lässt. Die Art, wie wir eingreifen, ist dabei höchst bedenklich. Allerdings. Wir leben in einem Zeitalter, das sich vor allem als rational begreift, dabei aber doch höchst unvernünftig agiert. Mit der Aufklärung trat der Mensch aus seinem Schatten, mit Big Data tritt der Schatten aus seinem Menschen. Der wird dann beliebig manipulierbar. Wir erleben die Abkopplung der Finanzwelt von der Realwirtschaft, Konsumterror, Klimawandel, Umweltzerstörung, weltweite Fluchtbewegungen aus lebensbedrohlichen Situationen, Anstieg von psychischen Krankheiten usw. Unsere Rationalität erweist sich als an vordergründige Zwecke gebundene, also »instrumentalisierte Vernunft«. Diese Rationalität als missratene Tochter der Vernunft zerstört die lebens- und überlebensnotwendige Ausgewogenheit und Harmonie unserer Welt, die in vier Milliarden Jahren kraftvoll und zugleich behutsam ausbalanciert entstanden ist. Wir brechen so das Grundgesetz der Attraktivität und zerstören die Schönheit der Evolution. Dennoch prägt nicht Pessimismus dieses Buch, sondern das Staunen beim Anschauen der Welt, das neues Denken und Handeln nahelegt und dadurch einfordert. Also kein moralisierendes Buch? Die Antwort ist ganz einfach: Unsere Erde ist nur so lange für uns attraktiv, wie die Erde uns attraktiv findet!
 
 

Zu den Ausstellungen:
Critical Zones; ZKM Karlsruhe, bis 28. Februar 2021
Zero Waste; Museum der Bildenden Künste Leipzig, bis 8. November


CHARLES HAT DOCH EIN VERHÄLTNIS MIT GAIA
Zu den Ausstellungen in Berlin, Leipzig und Karlsruhe und den Problemen des Überlebens
 
Welcher Platz kommt uns Menschen in der Evolution zu?
Die Erdgöttin der griechischen Mythologie Gaia, wohl aus dem indogermanischen Wort für Gebärerin abgeleitet, hat als personifizierte Erde durch James Lovelock – Die Gaia Hypothese. Die Erde ist ein Organismus (1991) – einen esoterischen Hype beflügelt und wissenschaftlich die Systemtheorie mit ihrer Selbststeuerung befeuert. Es ist die „Tiefenökologie" genannte Sicht vor allem des norwegischen Philosophen Arne Naess, welche die Systemtheorie mit der Gaia-Hypothese verbindet: Die Erde als ein einziges Wesen, bei dem durch unendliche Rückkopplungsprozesse alles mit allem zusammenhängt, und das durch seine Kreativität stets gebärt und wieder in seinen Schoß aufnimmt.
Die großen aktuellen Ausstellungen in Berlin, Leipzig und Karlsruhe, die für uns die Fragen aller Existenz aufwerfen, werden in den Medien überwiegend auf den Nenner der Alternativen Evolutionstheorie contra Koevolution, Darwin oder Gaia gebracht. Dabei hat Charles Darwin durchaus ein inniges Verhältnis mit Gaia.
 
Tilman Steiners Werk „Die Anschauung der Welt – Die Vernunft der Schönheit und die Unvernunft der Rationalität" beschreibt dieses Verhältnis auf überzeugende Weise. Mit der These der Veränderlichkeit der Arten habe sich Darwin eben nicht so stark von den Arten prägenden Umwelteinflüssen abgegrenzt, wie das fälschlich seine hartgesottenen Follower über ihn behaupten. Seit erst gut zwei Jahrzehnten bestätigen Forschungsergebnisse immer deutlicher die umweltgeprägte Koevolution. Dabei hatte das Lamarck schon vor Darwin angenommen, und dieser nicht ausgeschlossen.
Indem Steiner für die Evolution die Metapher von der Vernunft der Schönheit wählt, erkennt und benennt er als Grundgesetz aller Entwicklung die Triplizität von Kreativität, die immer in eine Polarität mündet, und die Attraktivität beider in ihrer Wechselwirkung: So wie das negativ geladene Elektron um den Kern des Atoms wabert und beide nicht von einander lassen wollen, verhält es sich in der Anziehung von Sternen und ihren Planeten und auch in den Leitersprossen zwischen den umeinander gewendelten Spiralen der Doppelhelix in den Zellen des Lebens. Steiner: Was die Welt im Innersten zusammenhält - es ist die Attraktivität!
Diese verbindende Attraktivität stellt Steiner als die beiden Seiten einer Medaille dar, als physische Anziehung wie als psychisch durch uns erkannte Schönheit. Diese ist kein auf Optik und Ästhetik reduziertes Empfinden, sondern ein umfassendes Wohlgefühl, erfassbar durch alle Sinne - und von allem, was lebt. Nach diesem strebt jegliche Evolution bis ins Triebleben und zur Energiegewinnung durch das große Fressen.
 
Darwin nennt dieses Prinzip Survival oft the Fittest und meint letztlich die beste Anpassung an die Umwelt. Das scheint in seinem Hauptwerk Über die Entstehung der Arten (1859) zunächst für das jeweilige Opfer wie das Gegenteil von Attraktivität. Natürlich ist der Hase für den Adler attraktiv, doch der Adler ist es keineswegs für den Hasen. Steiner beschreibt für die Jäger-Beute-Beziehung
jedoch ganz im Sinn der Gaiathese, dass für die Gattung der Hasen ein höheres Prinzip gilt. Sie sollen nicht zu viele werden. So wirkt selbst in der Jäger-Beute-Relation das harmonisierende Attraktivitätsprinzip. Ergebnis ist die Homöostase, das jeweils relativ kurzfristige Gleichgewicht im Prozess des Wandels, das in der Selbstorganisation der unendlich vielen Beziehungen liegt. Sie steuern durch Kreativität, Polarität und Attraktivität den Entwicklungsprozess ohne ein desaströses Kippen und Abgleiten aus der Vielfalt in die Einfalt. Das aber könnte nun unsere Humanspezies bewirken, die mit ihrer vermeintlichen Rationalität den intrinsischen Wert des Systems Erde verletzt, der unabhängig von dessen Nützlichkeit für den Menschen besteht.
 
Es ist das Verdienst Steiners, die Verbindung von Evolutionstheorie und dem auch als Erdsystemwissenschaften genauer bezeichneten Gaiaprinzip in einer neuen Gesamtschau aufgezeigt zu haben: das Grundgesetz der Evolution in der Wechselwirkung mit unserem zivilisatorischen, vermeintlich rationalen Verhalten. Denn für unsere von ökonomischen Interessen geprägte Zivilisation gilt als Rationalität, „mit den einfachsten Mitteln in der kürzest möglichen Zeit ein Maximum an Erfolg zu erzielen". Dieses Kernprinzip der Wirtschaftslehre störe Nachhaltigkeit und Fähigkeit des Gesamtsystems Erde, die Bedingungen des Lebens zu regulieren. Jedenfalls die unsrigen. Von dem in die Evolution gekommenen Reflexionsvermögen sollten wir also auch im ureigensten Interesse noch rechtzeitig Gebrauch machen.
 
Tilman Steiner
Die Anschauung der Welt – Die Vernunft der Schönheit und die Unvernunft der Rationalität
488 S. mit Abb., 24,90 €, Europa-Verlag, Berlin, München, Zürich, Wien
 
Stimmen zum Werk:

Vereinigung der deutschen Wissenschaftsjournalisten TELI:
„Der Steiner-Code: Was die Welt im Innersten zusammenhält. Eine neue Sicht auf die Evolution – mit Nebenwirkungen! Steiner legt eine neue Weltformel vor. Sie fasst die Evolution nicht in Zahlen und Formeln, sondern erstmals in Worte. Diese schlagen eine Brücke von den Natur- zu den Geisteswissenschaften. Instrumente der Erkenntnis sind beide, Logik wie auch Intuition."
 
Der Autor und Sprach- und Literaturwissenschaftler Manfred Dierks, langjähriger Vizepräsident der Thomas Mann-Gesellschaft,:
„Besser als hier bekommt man heute eine solche Synthese des derzeit Gewussten nicht angeboten!"
 
Der Philosoph Wilhelm Vossenkuhl:
„Er belehrt nicht, sondern beschreibt die Schönheit, das ist das Schöne!"