Ein dystopischer Roman unserer
Gegenwart, der Orwells 1984 in die Berliner Republik übersetzt
Berlin, Januar 2016: Die Welt von Harro Grunenberg, Leiter einer Agentur
für ethische Werbung, wird unsanft erschüttert, als er zufällig erfährt,
dass seine Tochter Opfer einer Vergewaltigung wurde. Merkwürdigerweise scheint der Vorfall im woken Milieu – wo er und seine Frau ihre
Brötchen verdienen – »unsagbar« zu sein, mutmaßlich, weil der Täter
Einwanderer ist. In einer Zeit, in der Meinungsfreiheit zu einem Gnadenerweis der Elite geworden ist und Medien Tatsachen als »aufvernünftigeWeisenichtmehrbesprechbar« (Die Welt, 3.2.2015) empfinden, darf es
keine Ausnahme geben – eine Regel, die der WerbeGuru allerdings nicht
einsehen will. Verstört von dem seelischen Kältestrom seiner Umgebung,
die darauf beharrt, es »sei doch nichts passiert«, begibt sich »Grünchen«
auf einen ebenso subversiven wie aberwitzigen Rachefeldzug ...
Mithilfe einer säkularisierten Muslima und Modemacherin versucht
er, durch die Neuauflage des Keuschheitsgürtels ein »aktuelles Zeichen zu
setzen« – gegen »die importierte Frauenfeindlichkeit und die Schattenseiten der Kulturbereicherung«. Doch die Incrowd der Bessergutmenschen Berlins hat längst die Ratte gewittert, das System, dem Grünchen
seinen Platz im Garten der Eloi (ein aus dem Hebräischen entlehntes
Sinnbild vom Paradies) verdankt, hat für diese Sorte Zivilcourage kein
Verständnis. Der enttarnte Konterrevolutionär wird verbannt und erlebt
infolgedessen alle Stationen der gesellschaftlichen Ächtung bis hin zu
seiner Entmenschlichung als »Unperson«, derer sich die eigenen Kinder
schämen. Der abgewirtschaftete Lischenzy (wie man im nachrevolutionären Russland »Entrechtete« nannte) findet zuletzt nur noch Unterschlupf
in einer konspirativen dunkeldeutschen OstMännerWG, die von der
»Notwende« – einer Rücknahme der deutschen Wiedervereinigung von
1989 – träumt ... Angesichts dieser Fallhöhe grenzt es dann fast an ein
Wunder, dass Grünchen doch noch am Ende gewinnt!
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