Gespräch mit Bernd Ingmar Gutberlet und Philipp Kohlhöfer
»Heimsuchung heißt das Buch von Bernd Ingmar Gutberlet. Nicht ohne Grund: "Wir nehmen die gegenwärtige Pandemie durchaus als Heimsuchung wahr", sagt der Historiker. "Vielleicht nicht im religiösen Sinne. Aber durchaus im Sinne des Gebeutelt-Werdens." [...] Bernd Ingmar Gutberlet ärgert sich, dass so viele Menschen jammerten und sich so beschwerten. "Früher war es viel schlimmer", sagt er. "Wir profitieren von den Abermillionen Seuchenopfern der letzten Jahrhunderte."«
Terra X-Podcast
»Seuchen haben im Laufe der Geschichte nicht nur eine Menge Todesopfer gefordert, sondern sie waren oft auch ein Katalystaror für gesellschaftliche Veränderungen, haben also - so zynisch das im ersten Moment vielleicht auch klingen mag - auch eine postive, eine zivilisationstreibende Funktion.«
Buchtipp
Bibliotheksservice
»Die Parallelen zur gegenwärtigen Pandemie sind offensichtlich, obwohl in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt wurden, uns alle Instrumente der modernen Medizin zur Verfügung stehen und wir auf die Erfahrungen der letzten Jahrhunderte aufbauen können.«
Kornelia Lanzenberger, ekz.bibliotheksservice | Dezember 2021 |
Interview
»Ich wollte zeigen, dass es uns heute bei allem Schrecken und Horror, den das Coronavirus verbreitet, besser geht als früheren Generationen mit Pest oder Cholera, Tuberkulose oder Spanischer Grippe. Es ist gerade jetzt sehr aufschlussreich zu sehen, wie die Menschheit in früheren Jahrhunderten mit solchen Herausforderungen zurechtkam.«
Buchempfehlung
»Gutberlet erzählt die Geschichte der Pocken vor allem als eine solche des Impfkampfs, wobei Parallelen des Verlaufs und der Argumente zu heutigen Verhältnissen verblüffen: Selbst die wirksamste Impfung verhindert nicht Leugnung, Streik und einen Sturzbach von Fake News, für die es sogar eine eigene Plattform gab, die Zeitschrift "Der Impfgegner". [...] Jede dieser furchtbaren Pandemien bewirkte letztlich einen Modernisierungsschub, nicht zuletzt die Cholera, die in den Metropolen noch erstaunlich lang wütete (in Hamburg etwa noch 1892), aber dann doch die überfällige Einführung eines hygienischen Trink- und Abwasserkonzepts erzwang.«