Wozu Mensch sein, wenn es auch
einfacher geht?
Der Fortschritt der letzten Jahrhunderte, vor allem in den Bereichen
Medizin, Psychologie ebenso wie der Unterhaltungsindustrie und der
Künstlichen Intelligenz, zeigt sich in unserem Alltag in einer andauernden
Ausweitung der Komfortzone – die Welt wird bewohnbar, vor allem aber
»gemütlich« gemacht. Von der (geografischen) Eroberung der Erde über
das Primat der Sicherheit und Vorhersagbarkeit, die Abschaffung der
Leere und der Langeweile hin zur Eroberung des menschlichen Körpers
und Geistes geht die Entwicklung, die sich bereits in bedenklichen »Einzelfällen« zeigt – etwa der Digitalen Identität mit implantiertem Chip, der
Einbettung von Virtual Reality und maschinengestütztem Lernen. Selbst
das Glücklichsein ist zu einem Konsumartikel geworden. Das stellt uns
Menschen vor die Frage, wozu es die Menschheit in ihrer jetzigen Form
eigentlich noch gibt. Die Frage »Wozu überhaupt noch Mensch sein?«
entpuppt sich als die wahre Frage nach der conditio humana – als eine,
die das Menschsein erst ausmacht. Sobald sie nicht mehr gestellt wird,
kann man von einer erfolgreichen Abschaffung des Menschen sprechen.
Wenn Gegenwehr gegen diese drohende Abschaffung des Menschen
noch möglich ist, liegt sie in der Wiederherstellung von Bedeutung. Wir
müssen begreifen, dass diese geistige Komponente nicht auf Digitales
zu reduzieren ist. Der Geist des Menschen ist nämlich keineswegs bloße
Informationsverarbeitung und analog zu einer Rechenmaschine zu verstehen. Ideen sind nicht Informationen, sondern verweisen auf Werte, die
das Materielle übersteigen. Erst aus dieser Einsicht lässt sich Bedeutung
generieren, die dem Menschen Orientierung verleiht und dem Fortschritt
Grenzen auferlegt. Dies kann nicht als fortschrittsfeindliche Absage an
die Technik geschehen, sondern als Philosophie der Lebenskunst, die
sich auf die Bereiche fokussiert, die Bedeutung schaffen können: das
Universelle, wahre Kunst, echte Gemeinschaft.
- Schonungsloser Blick auf Gegenwart und Zukunft: Auf welche Weise bestimmt die »Mega-Maschine« (Lewis Mumford)
bereits jetzt unseren Alltag und unsere Gesellschaft
- Kritische Beleuchtung von Techniken, die unser Leben vermeintlich komfortabler und sicherer machen, aber die Frage
nach dem, was den Menschen ausmacht, verbergen
- Für Leser von Homo Deus und Leben 3.0